Porträt von Auguste Adenauer

1927 schuf Helene von der Leyen ein Porträt von Auguste Adenauer, genannt Gussie. Die 32-jährige, seit acht Jahren mit dem Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer verheiratet, stand in der Blüte ihres Lebens, was sich andeutungsweise in den blumigen Farben des Gemäldes widerspiegelt. Sie wohnte mit ihm und drei Kindern aus dieser Ehe in der Max-Bruch-Straße 6 in Köln-Lindenthal. Auf dem Bild trägt sie ein helles, frühlingshaftes Kleid und einen Hut. In ihrem Gesichtsausdruck ist Offenheit, aber auch ein wenig Distanz zu lesen. Auch die Sitzposition der Porträtierten ist dem Betrachter nur halb zugewandt. Während der Bildvordergrund eher helle, frische Farben aufweist, ist der Hintergrund in matt-dunklen Tönen gehalten. Das Gemälde ist wahrscheinlich in einem Garten entstanden, zumindest ist vorne rechts eine Pflanze zu erkennen.
Helene von der Leyen studierte Malerei bei den Brüdern Raffael und Georg Schuster-Woldan in Berlin und München. Ihre Werke wurden in Ausstellungen der Münchener Secession und im Glaspalast München gezeigt. Die Künstlerin war mit dem Germanisten Friedrich von der Leyen (1873-1966) verheiratet, der von 1920 bis 1937 in Köln als Universitätsprofessor ältere deutsche Philologie lehrte. In dieser Zeit schuf Helene von der Leyen eine Porträtreihe der Kölner Universitätsrektoren. Und in dieser Zeit entstand auch das Porträt von Auguste Adenauer, das laut Aussage einer Enkelin Adenauers dessen Lieblingsporträt seiner Frau wurde. Er ließ später für jedes der gemeinsamen Kinder eine Miniaturkopie anfertigen.
Das Gemälde diente als Vorlage für das Cover des historischen Romans „Gussie“ von Christoph Wortberg. Diese Romanbiografie Auguste Adenauers stützt sich weitgehend auf historische Quellen, auch aus dem Archiv der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Das Porträt von der Leyens befindet sich als Depositum im Archiv; die Besitzerin ist eine Angehörige der Familie Adenauer.