Unsere Originale

Der Schuman-Plan

Pressemitteilung der Bundesregierung vom 10.5.1950

„Der Weltfriede kann nur erhalten bleiben, wenn man den Gefahren, die ihn bedrohen, mit schöpferischen Leistungen begegnet. Friedliche Beziehungen sind ohne ein geordnetes, lebensvolles Europa mit seinen Beiträgen zur Menschheitskultur undenkbar. […] Europa kann nicht auf einmal oder als ein umfassender Bau erstehen. Es wird kommen, wenn konkrete Leistungen zunächst eine tatsächliche Verbundenheit schaffen.“

Er gilt als „Geburtsurkunde des gemeinschaftlichen Europas“ (Pascal Fontaine): Der Schumanplan. Am 9. Mai 1950 präsentierte der französische Außenminister Robert Schuman in Paris der Weltöffentlichkeit den von Jean Monnet, dem Leiter der französischen Planungsbehörde, ausgearbeiteten Plan. Dieser sah vor, einen gemeinsamen, durch eine supranationale Behörde kontrollierten Markt für die deutsche und französische Kohle- und Stahlproduktion zu schaffen. Anderen Staaten sollte der Beitritt offenstehen.

Konrad Adenauer, der bereits am Vortag persönlich informiert worden war, erklärte in zwei Briefen an den französischen Außenminister umgehend die Bereitschaft der Bundesrepublik, an der Entstehung der Montanunion mitzuwirken. Das Vorhaben, durch die gemeinsame Kontrolle der kriegswichtigen Montanindustrie die friedliche Einigung Europas voranzubringen, entsprach ganz seinen Vorstellungen. Der Schumanplan, der aus französischer Perspektive dem Schutz vor Deutschland und der Kontrolle des westdeutschen Wirtschaftspotentials diente, bot der Bundesrepublik die Chance, internationales Vertrauen zurückzugewinnen und zum gleichberechtigten Partner aufzusteigen. Die Saarfrage, die die deutsch-französischen Beziehungen in den ersten Monaten des Jahres 1950 stark belastet hatte, wurde zunächst ausgeklammert.

Am Abend des 9. Mai gab Konrad Adenauer auf einer Pressekonferenz den im Bundestag beschlossenen Beitritt der Bundesrepublik zum Europarat bekannt. Anschließend verlas der Bundeskanzler die vollständige Erklärung Robert Schumans und betonte: 

„Dieser Beschluß, meine Damen und Herren, das möchte ich doch sehr nachdrücklich sagen, ist ein großherziger Schritt Frankreichs und seines Außenministers gegenüber Deutschland und gegenüber der europäischen Frage. Er ist zweifellos von der denkbar größten Bedeutung für die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich und für die ganze europäische Entwicklung.“

Am Folgetag gab das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung eine Pressemitteilung mit dem Wortlaut des Schumanplans heraus. Dieses Dokument befindet sich in unserem Archiv. Die Verhandlungen, die von Jean Monnet geleitet wuden, begannen am 20. Juni 1950. Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schlossen sich an. Am 18. April 1951 unterzeichneten die sechs Staaten den Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). Ein erster Schritt auf dem Weg zu einem friedlich vereinten Europa war getan.

Weitere Informationen und Quellen zum Schumanplan und Adenauers Europapolitik finden Sie hier.