Stellungnahme

Die Vereinigung „WerteUnion“ hat zum 5. Januar 2024, dem 148. Geburtstag Konrad Adenauers, ohne Absprache mit der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus einen Kranz beauftragt und unmittelbar am Grab Adenauers auf dem Bad Honnefer Waldfriedhof ein Video gedreht. In diesem Video, das auf der Internetseite der WerteUnion veröffentlicht wurde, sprechen Martin Lohmann, Beisitzer im Bundesvorstand, und Simone Baum, stellvertretende Bundesvorsitzende der WerteUnion, über das Wirken Konrad Adenauers. Von Simone Baum wird nun berichtet, dass sie an dem Geheimtreffen rechtsextremer Personen in Potsdam teilgenommen haben soll.
Die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus distanziert sich von diesem Vorgang und von jeder Vereinnahmung Konrad Adenauers für verfassungs-, demokratie- und menschenfeindliche Positionen. In der Weimarer Republik war Adenauer ein Demokrat der ersten Stunde. Im Nationalsozialismus musste er selbst erfahren, was es heißt, unter den Repressalien eines autoritären Regimes zu leiden. Als erster Bundeskanzler war er wesentlich am Aufbau der jungen Demokratie beteiligt, ihm war die europäische Einigung und die Einbindung in das westliche Bündnissystem ein zentrales Anliegen. Er verurteilte Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.
In Fall des Videos der WerteUnion wird ein bedeutendes Adenauerzitat - „Wir stehen vor der Wahl zwischen Sklaverei und Freiheit. Wir wählen die Freiheit!" - instrumentalisiert, um auf diffuse Weise Kritik am bestehenden politischen System zu üben. In einer außenpolitischen Bundestagsdebatte am 3. Dezember 1952 über die Ratifizierung des Deutschlandvertrags und der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft plädierte Adenauer entschieden für den Anschluss an die freiheitlichen Demokratien des Westens. Andernfalls fürchtete er eine Okkupation durch die Sowjetunion, deren totalitäre Diktatur er als „Sklaverei“ bezeichnete. Zudem gab er ein klares Bekenntnis zu den Grundwerten der westlich-demokratischen Gesellschaftsordnung ab. Im Video wird dieses Zitat jedoch fälschlicherweise in die Gegenwart gerückt und hier assoziiert, es beziehe sich auf vermeintliche aktuelle innen- und gesellschaftspolitische Missstände. Es aus seinem Kontext zu reißen und damit zu verfälschen, ist unzulässig und unhistorisch.
Aufgabe der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus ist es, im Sinne unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung historisch-politische Bildung zu betreiben und das Leben und Wirken Konrad Adenauers wissenschaftlich fundiert darzustellen. Dabei wird die Person im Kontext ihrer Zeit betrachtet und der aktuelle Stand der Wissenschaft abgebildet. Die Stiftung tritt unzulässigen und unseriösen Vereinnahmungen Konrad Adenauers jeglicher politischer Ausrichtung entschieden entgegen.