Monopoly

Monopoly ist eines der beliebtesten Gesellschaftsspiele der Welt. 1936 erstmals in Deutschland eingeführt, kam es in der Bundesrepublik 1953 mit der neuen Währung (Deutsche Mark statt Reichsmark) und mit veränderten Straßennamen auf den Markt. Während das Spiel in der DDR nicht erhältlich und selbst die Einfuhr verboten war, spielte der Gründungskanzler der Bundesrepublik selbst gerne eine Runde Monopoly.
Im Arbeitszimmer des Kanzlers in seinem Haus in Rhöndorf befinden sich noch heute zwei Monopoly-Spiele: Die Spiele sind in einem sehr guten Zustand, zeigen aber doch leichte Gebrauchsspuren und es fehlen einzelne Straßenkarten.
Ein Bild aus dem Nachlass von Adenauers Tochter Libet Werhahn zeigt die junge Frau 1955 zusammen mit ihrem Vater bei einer fröhlichen Partie Monopoly. Das Spiel ist in vollem Gange - vor den Mitspielern sind zwischen Cocktailgläsern schon Straßenkarten ausgebreitet und auf dem Spielbrett wurden einige Häuser verteilt. Der Bundeskanzler hält Spielgeld in seiner Hand – macht er gerade den entscheidenden Zug?
Dieses Foto inspirierte den Autor Volker Kutscher beim Schreiben seines neuesten Romans: Im finalen Band der legendären Krimireihe um Kommissar Gereon Rath spielt der Protagonist eine Partie Monopoly mit Konrad und Libet Adenauer.
Die Szene spielt im Jahr 1938: Rath ist bei dem von den Nazis aus Köln vertriebenen Adenauer untergetaucht und hält sich getarnt als Hilfsarbeiter in dessen Rhöndorfer Haus auf. In der Nacht vom 29. zum 30. September spielt Rath mit seinem Gastgeber und dessen Töchtern stundenlang Monopoly. Zunächst scheint es, als ob die zehnjährige Libet gewinnt – doch mit Spielglück, Taktik und Zähigkeit gewinnt schließlich Konrad Adenauer, ungerührt vom Protest des Mädchens. Im Radio verfolgen Adenauer und Rath anschließend die Nachrichten: Das Münchner Abkommen beendet die Sudetenkrise, Adolf Hitler setzt sich mit seinen Forderungen durch und die Tschechoslowakei wird zerschlagen. Ein Krieg ist vorerst verhindert – aber die Äußerungen der Romanfiguren machen deutlich, dass sie eine weitere Eskalation befürchten. Adenauer lässt anschließend durchblicken, dass Raths Aufenthalt in Rhöndorf wegen der Überwachung durch die Gestapo zu gefährlich wird.
Kutscher verwebt in seinem Roman Fiktion und präzise historische Fakten – seine Recherchen führten ihn natürlich auch nach Rhöndorf und in unser Archiv. Anders als im Roman gibt es allerdings auf Adenauers echtem Spielbrett keine Berliner Straßennamen, da es sich um die Nachkriegsversion aus den 1950er Jahren handelt. Aber die Anordnung der Karten auf unserem Foto entspricht genau der Schlüsselszene aus Kutschers Bestseller!