Adenauers Spötter und ihre Erben

Vom Tagesgeschäft politischer Karikaturisten damals und heute

Aus Anlass des Erscheinens einer neuen Publikation mit Adenauer-Karikaturen von Wilhelm Hartung (Schaltzeit Verlag Berlin) luden wir zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung am 16. November zu einer Buchpräsentation mit Diskussion ein. 

Ulrich Op de Hipt (langjähriger Kurator des Sammlungsbereichs Karikaturen im Haus der Geschichte Bonn und Autor des Bandes), sprach mit Heiko Sakurai, mehrfacher Preisträger des Wettbewerbs "Rückblende" (Deutscher Preis für politische Fotografie und Karikatur), über die Arbeit politischer Karikaturisten heute und zur Adenauer-Zeit. Da die Karikaturistin Miriram Wurster aufgrund des Bahnstreiks leider nicht anreisen konnte, trug Matthias Krüger, der den Band bearbeitet hatte, zur Diskussion bei, indem er den „Welt“-Karikaturisten Wilhelm Hartung (1919–2003) vorstellte, dessen Originale zum Bestand des Archivs für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung gehören. 

Die Diskussionsteilnehmer klärten tiefsinnig und unterhaltsam darüber auf, wie satirische Zeichnungen entstehen und welche Qualifikationen Karikaturisten mitbringen müssen. Sakurai, der selbst Geschichte und Politik studierte, betonte, dass eine gute Kenntnis des politischen Tagesgeschehens und historischer Hintergründe unerlässlich sei. Es gebe Themen, die sich nicht für satirische Zeichnungen eignen, beispielsweise der Nahost-Konflikt. Angst vor persönlichen Angriffen von Extremisten habe er jedoch auch nach dem Attentat auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo keine. Ausführlich sprachen die Teilnehmer des Podiums darüber, wie wichtig und mitunter schwierig es sei, in Karikaturen rassistische und antisemitische Stereotype zu vermeiden. Schließlich ging Sakurai auf die Frage aus dem Publikum ein, wie Soziale Medien und Künstliche Intelligenz seine Arbeit jetzt und in Zukunft beeinflussen.